Mobbing ist auch im Internet ein Riesenproblem
Das Wort „Mobbing“ wird oft inflationär genutzt. Dafür wollen wir sensibilisieren, denn Mobbing ist ein schwerwiegendes Problem. Expert*innen schätzen, dass 20% aller Suizide im Kinder- und Jugendalter mit Mobbing zu tun haben. Bezeichnet deswegen nicht jeden Streit oder eine einzelne Beleidigung mit „Mobbing“.
Von Mobbing spricht man, wenn Personen über einen längeren Zeitraum wiederholt beleidigt, bedroht, bloßgestelltoder belästigt werden. Meist gibt es ein Macht-Ungleichgewicht zwischen Opfer und Täter*innen (in der Regel sind es mehrere).
Die Unterschiede zum Mobbing offline sind gering. Denn Cyber-Mobbing ist Mobbing mit digitalen Mitteln. Das hat den zusätzlichen Nachteil dass Raum- und Zeitgrenzen aufgehoben werden. Die Kinder sind also nie und nirgends mehr sicher vor den Attacken. Wichtig zu wissen:
Entgegen der gängigen Darstellung geht Cyber-Mobbing meistens nicht von Unbekannten im Internet aus. Bei Cyber-Mobbing kennen Opfer und Täter*innen einander meist in der analogen Welt und dem Cyber-Mobbing geht Offline-Mobbing voraus.
Brennpunkt Klassenchat
Brennpunkt des Cyber-Mobbings ist oft der Klassenchat, weswegen wir heute ausführlich auf das Thema Klassenchat eingehen. Stellt vor Einrichtung eines solchen Klassenchats gemeinsam mit den Kindern Verhaltensregeln auf. Eine sehr gute Vorlage für eine „freiwillige Selbstverpflichtung gegen (Cyber-)Mobbing für Schülerinnen und Schüler” ist in der Broschüre „Cybermobbing. Ignorieren oder anzeigen?” der Bundeszentrale für politische Bildung zu finden. Geht mit dieser Vorlage am besten gleich zur Klassenlehrer*in. Am besten noch in der Grundschule, denn in der ca. 3. Klasse bildet sich das Werte- und Normensystem der Kinder aus.
Rollen in einer Mobbingsituation
Sprecht mit euren Kindern über die einzelnen Rollen in Mobbingsituationen und überzeugt eure Kinder Verteidiger*innen zu werden. Neben Opfer und Täter*innen gibt es:
- Assistent*innen (die den/die Täter*in unterstützen)
- Claqueure (beteiligen sich nicht aktiv, sind aber billigendes und verstärkendes Publikum)
- Verteidiger*innen und potenzielle Verteidiger*innen (stellen sich bestenfalls an die Seite des Opfers, um es zu unterstützen)
- Unbeteiligte (würden sich der Situation gerne entziehen und reden sich ein, dass die Situation sie nichts angeht)
Zur Prävention gehört auch, dass eure Kinder die Anlaufstellen juuuport.de (wo sie von Gleichaltrigen beraten werden können) und die Nummer gegen Kummer 11 6 111 kennen (dort gibt es auch eine extra Anlaufstelle für Eltern). Sie sollen zwar wissen, dass ihr als Eltern immer Ansprechpartner seid, sie sollen aber auch unabhängig von euch agieren können.
Was aber wenn die Prävention versagt hat?
Die erste Hilfe Maßnahmen sehen wie folgt aus:
- Bietet als Erwachsene eure Unterstützung an: Seid für das Kind da und gebt konkrete Hilfe. Vermeidet Schuldzuweisungen und Bagatellisierungen. Schließt euch mit Klassenlehrer*in, Schulleiter*in, Sozialarbeiter*in und/oder Schulpsycholog*in zusammen. Holt euch professionellen Rat (z. B. Nummer gegen Kummer, siehe oben)
- Dokumentiert die Vorfälle! Haltet fest, wer wann was genau getan hat. Nehmt euren Kindern diese Dokumentationsarbeit ab.
- Meldet/blockt den Angreifer! (wenn Mobbing auf Plattformen stattfindet)
- Erstattet Anzeige! Je nach Dauer und Heftigkeit der Angriffe, sollte man Anzeige erstatten, insbesondere wenn Gespräche im Vorfeld nichts gebracht haben und das Mobbing weitergeht.
In Staffel 2 würden wir gerne einen Rechtsexpert*in einladen und über Rechtsgrundlagen sprechen. Denn es gibt einen sehr klaren Rechtsrahmen, was Cyber-Mobbing und die Strafbestände angeht. Was haltet ihr davon? Was Kinder übrigens schockiert: Speziell bei Cyber-Mobbing ist damit zu rechnen, dass die Polizei im Fall der Fälle diese Geräte als Tatmittel beschlagnahmt! In Folge 8 zum Thema Pornografie sprechen wir nochmal darüber warum das sehr schnell gehen kann.
Unser Partner SCHAU HIN! hat auch noch einige Tipps:
- Kompakte Themenseite zu Cybermobbing
- Cybermobbing: Ist mein Kind betroffen?
- Umgang mit Cybermobbing – Elternwissen kompakt
Wir sind stolze Partner*in des Podcast-Labels HAUS EINS, wo außerdem Shows wie Anekdotisch Evident, der Lila Podcast und die Wochendämmerung erscheinen.
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Die Musik in Intro und Outro stammt von Joseph McDade.
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Ich möchte nur dies gerade mal hier hinterlassen: Vielen Dank für diesen wirklich phänomenal guten und unaufgeregten Podcast. Das ist wirklich tolle Arbeit.
Vielen Dank! Das freut uns!
Vielen Dank für euren Podcast. Obwohl ich selbst sehr versiert im Umgang mit digitalen Medien bin, lerne ich dank euch immer noch dazu wie ich meine Kinder gut begleiten kann.
In dieser Folge fand ich es sehr schön wie ihr die unterschiedlichen Rollen beteiligter Personen erklärt habt. Das war mir bisher nicht bewusst klar.
Vielleicht auch gerade deshalb fand ich es besonders schade, dass Marcus zu Beginn der Folge von „Selbstmord“ als möglicher Folge für Mobbing-Opfer sprach. Das Wort macht das Opfer zum Täter, zum „Mörder“. Ich hätte mir da einen bewussteren Umgang mit Sprache gewünscht. Das Mobbing-Opfer begeht Suizid, weil es keinen anderen Ausweg sieht. Die juristischen Mordmerkmale fehlen.
Hallo Steffi,
Danke für den Hinweis. Mir war diese Konnotation so nicht bewusst. Ich hab das Wording aus einer Statistik dazu übernommen. In Zukunft passen wir besser auf.
Danke <3