#nur30min S01E09 Kinderfotos im Netz – wir reden mit Kindern statt über Kinder

Kinderfotos ins Netz?

Ihr habt richtig gehört, heute sprechen wir mit Kindern über Medienerziehung und das möchten wir in Bezug auf ein seit Jahren immer wieder diskutierten Themas machen: „Kinderfotos im Netz“. Man spricht in diesem Zusammenhang von Sharenting. Ein Begriff, der sich aus dem englischen share (teilen) und parenting (Erziehung) zusammensetzt. Man glaubt ja irgendwie dazu ist alles gesagt, aber wann immer das Thema andiskutiert wird, gehen die Emotionen hoch.

Patricia hat ihre Position hierzu im Laufe der Jahre überdacht und ist von „gar keine Fotos auf denen man die Kinder erkennen kann ins Netz“ und zu „Kinderfotos ins Netz – wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind“ gekommen. Das stärkste Argument hierzu hat Caspar Clemens Mierau in einem Artikel „Kinderfotos im Netz? Ja, bitte.“ geliefert, denn es ist nur einleuchtend, dass Kinder Teil der Gesellschaft sind und das Netz als Abbild der Gesellschaft natürlich auch Familien mit Kindern repräsentieren sollte.

Marcus hält das auch für einen sehr wichtigen Punkt, ist allerdings bei dem Thema eher zurückhaltend. Für ihn spielt eine große Rolle, dass dadurch eine Datenverarbeitung und möglicherweise Identifizierung mit unvorhergesehenen Konsequenzen erfolgen könnte, wie es zum Beispiel gerade der Clearview-Skandal zeigt.

Ein weiteres, wichtiges Argument hat die Userin Polyeszterbindung zur Diskussion auf dem Account Maedelsabende gebracht, weil sie darauf hinweist, dass Social Media bestimmten Personen(gruppen) die Möglichkeit zur Teilhabe gibt. Es geht demnach nicht nur um Selbstdarstellung im Sinne der Eitelkeit sondern auch darum Diversität abzubilden. So posten einige Eltern behinderter Kinder u.a. Kinderbilder um den ganz normalen Familienalltag darzustellen. Das ist auch ein Teil Inklusion und viele sind dankbar dass Behinderungen eben nicht mehr nur aus medizinischen Seiten und als Schreckensgespenst dargestellt wird, sondern als Familienalltag mit Tiefen und Höhen, lustigen und schönen Seiten, die man mit anderen Eltern teilt.

Ätzend wird die Diskussion wenn auf der anderen Seite diskutiert wird, das Kinderfotos im Netz eine Art „Menükarte für Pädophile“ seien.

Nachvollziehbar auf der anderen Seite sind alle Argumente Richtung Datenschutz und Recht am eigenen Bild, das Kinder zwar von Geburt an haben, über das aber bis zu einem bestimmten Alter (man spricht hier davon, dass sie Einsichtsfähigkeit erreicht haben sollen) die Eltern verfügen können.

Einig sind sich Marcus und Patricia dass es tatsächlich Tabus gibt und dass diese nicht nur Nackt-/ oder teilweise Nacktfotos umfassen, sondern auch Fotos, die Kinder mit starken Emotionen darstellen: Oft gepostet z.B. das flach auf dem Boden liegende Kind in der Autonomiephase. Auch Fotos von intimen Momenten zählen zu den Tabus. Patricia und Marcus zählen Fotos schlafender Kinder zu dieser Kategorie.

Spannend ist es jetzt: Wie finden das die Kinder selbst. Ella und Anis haben tatsächlich eine sehr klare Meinung: sie wollen immer mitentscheiden und wenn das aufgrund des Alters noch nicht möglich ist, dann sollen die Eltern lieber nichts posten. Sie finden: Babyfotos kann man auch noch Jahre später veröffentlichen, wenn die Kinder selbst entscheiden, ob sie das mögen oder nicht.

Auch finden Ella und Anis nicht, dass es komisch ist, wenn Eltern überhaupt nie Kinderfotos posten. Hört euch die spannenden Gedanken der beiden am Besten selbst an! Ihr erfahrt, wie man sich als Blog- und Buchkind fühlt, ob Kinder die Namen ihrer Eltern in Suchmaschinen eingeben und ob sie, wenn sie selbst aktiv im Netz sind, extra Filterlisten für Erwachsene haben.

Unser Partner SCHAU HIN! hat auch noch ein paar Tipps zum Thema „Kinderfotos im Netz“ für euch:

Wir sind stolze Partner*in des Podcast-Labels HAUS EINS, wo außerdem Shows wie Anekdotisch Evident, der Lila Podcast und die Wochendämmerung erscheinen.

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Die Musik in Intro und Outro stammt von Joseph McDade.

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Patricia Cammarata
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Marcus Richter

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5 Antworten auf „#nur30min S01E09 Kinderfotos im Netz – wir reden mit Kindern statt über Kinder“

  1. Bisher war ich verfechterin von Kinderbildern nur mit nicht erkennbaren Bildern. Ich verstehe den Ansatz, dass Kinder zur Gesellschaft gehören und auch gezeigt werden sollten, gehe aber eher mit den Kindern konform, die ja auch gesagt haben: wir wollen gefragt werden.

    Dazu : wie unheimlich toll kompetent und reflektiert deine Kinder sind, das ist ja unheimlich cool! Respekt an die beiden, die haben mich gestern beim hören echt beeindruckt. Alle Daumen hoch.

  2. Ganz tolle Folge mit großartigen Hinweisen auf differenzierte Perspektiven (Eltern, Kinder, Gesellschaft).

    Vielen Dank auch den Kindern für ihre Perspektiven! War total spannend zuzuhören und hat mir auch ganz viel Klarheit darüber verschafft, wie sich meine Kinder mal fühlen könnten.

    Ich finde auch, dass man bei deinen Kindern ganz toll sehen kann, wie viel Medienkompetenz vorleben wert ist! Wenn wir die Privatsphäre und Rechte unserer Kinder respektieren, respektieren sie später sehr wahrscheinlich auch mal die Privatsphäre und Rechte ihrer Freunde. Ganz große Klasse!

  3. „respektieren sie später sehr wahrscheinlich auch mal die Privatsphäre und Rechte ihrer Freunde“ da sagst du explizit nochmal was sehr wichtiges.
    Danke fürs Lob. Ich werde es auch an unsere Kinder weitergeben.

  4. absolutes vorbild! ich glaube, wenn ich es schaffe, dass meine kinder mal so reflektiert und medienkompetent sind, hab ich echt nen guten job gemacht. auch, dass eben kinder auch mal zugestehen können, das erwachsene auch mal fehler machen. prinzipiell stimme ich zu, man kann kindern da schon zugestehen, diverses mitbestimmungsrecht zu haben und eben mit entsprechenden vorleben und erklären eben auch ein recht für in veto haben.
    ob ich finde, dass ein auf dem boden liegendes kind in autonomiephase wirklich ein persönlichkeotsrecht verletzzt, weiss ich nicht (weil man ja kein gesicht und erkennen hat, und diese phase ja nun wirklich jedes kind durchläuft) und eben das ja auch geselschhaftlich abgebildet werden sollte. Mich als Mama beruhigt das immer total, wenn ich sehe, nicht nur ich brauche 2h für den weg von der kita, weil das kind eben ne halbe stunde auf dem boden bockt, oder eben auch mal ne halbe stunde ne raupe auf ner blume begutachten muss.

    ich war anfangs kinderlos auch absolut gegen kinder in social media, und seitdem ich kinder habe, stellte ich fest, wie wichtig (nicht nur für mich als einzelperson), sondern eben vor allem auch gesellschaftlich) es ist, dass solche plattform nicht kinderlos sind, sondern eben im besten fall inklusion aller kinder aller alter und aller „phasen“ und eigenheiten (dick, dünn, „behindert“, hochintelligent, nerdig, sportlich, unaufgeräumt) zeigt.

    meine lieblingsbilder auf instagram sind … „kinder haben aufgeräumt“, weil es mir immer wieder zeigt, dass kinder eben anders denken, und die welt der erwachsenen erst „erleben“.

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