Das „Dreißig Minuten, dann ist aber Schluss!“-Buch ist da

Euch hat der Podcast gefallen? Super. Dann gibt es jetzt mehr und zwar in dem Buch von Patricia „Dreißig Minuten, dann ist aber Schluss!“ .

Ihr könnt es bei eurem lokalen Buchhändler bestellen und dort natürlich auch als eBook (ich hab hier die Buchbox Berlin verlinkt).

Schaut mal in eurer Stadt, ob eure Lieblingsbuchhandlung weiter liefert. Viele tun das, z.B. mit dem Rad nach Hause oder es gibt einen Weg der kontaktlosen Übergabe. Denkt die Tage an den lokalen Handel. Wenn ihr in ein paar Monaten noch eure Lieblingsläden lebendig vorfinden wollt, denkt dran, dass ihr aktiv etwas fürs Überleben tun könnt.

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Patricia Cammarata
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Marcus Richter

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#nur30min S01E10 Staffelfinale: Wir beantworten Eure Fragen!

Liebe Hörerinnen und Hörer,

zahlreiche Fragen haben uns erreicht und nur drei haben wir in dieser letzten Folge geschafft. Die dafür ausführlich.

  1. »Für die letzte Folge würde ich mir wünschen, dass ihr noch mal etwas auf Entscheidungen bzgl. altersgerechten Medienzugang eingeht. Das habt ihr das eine oder andere Mal schon etwas angeschnitten, aber etwas detaillierter wäre toll. Insgesamt war es bisher eher auf 8-16-jährige Kinder ausgerichtet. Da mein Nachwuchs noch nicht mal ein Jahr alt ist, frag ich mich eher: ab wann sollte ich Zugang zu was gewähren? Ab wann ist fernsehen oder (alleine) spielen ok? Ab wann ein eigenes Gerät angemessen?«
  2. »Ich bin Lehrerin einer 8. Klasse und allgemein wollte ich fragen, was die Schule (noch mehr) zum Thema Medienkompetenz machen soll und was auf jeden Fall vom Elternhaus kommen soll.«
  3. »Was sind gute Strategien, wenn man mit anderen Eltern konfrontiert ist, die einem entweder erzählen wollen „Alles Teufelszeug“ oder wo man bemerkenswerte Unreflektiertheit wahrnimmt. Sollte man sich drauf einlassen/das Thema aktiv ansprechen und wenn ja wie?«

In diesem Zusammenhang stellen wir die 3-6-9-12-Regel vor, sprechen darüber wie wichtig Medienerziehung in der Schule ist und betonen, dass sich Aufklärungsarbeit in Sachen digitale Medien eigentlich immer lohnt.

Außerdem in der Sendung genannt:

Ganz am Ende die Antwort auf die Frage, ob wir eine 2. Staffel produzieren können: Jein

Trotz des überwältigend positiven Feedbacks haben wir keinen Hauptsponsor gefunden und die Spenden- und Aboeinnahmen reichen nicht, damit wir eine weitere Staffel produzieren. Wir hoffen aber, dass die 1. Staffel sich weiter verbreitet und Menschen bereit sind dafür Geld zu geben. Bitte werbt also dafür, dass neue Menschen ein Abo abschließen oder behaltet euer Abo weiter bei!

Jedes Mal, wenn wir durch die monatlichen Einnahmen und Einzelspenden 800€ zusammen haben, produzieren wir eine Folge. Sollte das länger als einen Monat dauern, geben wir euch einen transparenten „Kontostand“ an, damit ihr wisst, wieviel noch zur nächsten Folge fehlt.

Das ist zwar kein kostendeckendes Modell, aber wir haben das Gefühl mit dem Podcast was Gutes zu tun und ganz umsonst ist es dann wenigstens nicht.

Wir werden die ersten drei Folgen von Staffel 1 weiter öffentlich verfügbar lassen. Der Rest der Folgen wandert hinter die Paywall. Das probieren wir jetzt erstmal aus. Wenn ihr bessere Ideen habt, lasst sie uns wissen.

Da ist noch Luft nach oben, immerhin sind rund 30% der Bevölkerung in Deutschland zwischen 30 und 50.

Und jetzt: Bestellt gerne Patricias Buch (Amazon Werbelink, am meisten bleibt bei der Autorin hängen, wenn man ein eBook kauft übrigens). Der Podcast basiert darauf, aber das Buch ist ausführlicher.

Danke an SCHAU HIN!, die uns in Staffel 1 unterstützt haben.

Danke auch an HAUSEINS

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Die Musik in Intro und Outro stammt von Joseph McDade.

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Patricia Cammarata

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#nur30min S01E09 Kinderfotos im Netz – wir reden mit Kindern statt über Kinder

Kinderfotos ins Netz?

Ihr habt richtig gehört, heute sprechen wir mit Kindern über Medienerziehung und das möchten wir in Bezug auf ein seit Jahren immer wieder diskutierten Themas machen: „Kinderfotos im Netz“. Man spricht in diesem Zusammenhang von Sharenting. Ein Begriff, der sich aus dem englischen share (teilen) und parenting (Erziehung) zusammensetzt. Man glaubt ja irgendwie dazu ist alles gesagt, aber wann immer das Thema andiskutiert wird, gehen die Emotionen hoch.

Patricia hat ihre Position hierzu im Laufe der Jahre überdacht und ist von „gar keine Fotos auf denen man die Kinder erkennen kann ins Netz“ und zu „Kinderfotos ins Netz – wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind“ gekommen. Das stärkste Argument hierzu hat Caspar Clemens Mierau in einem Artikel „Kinderfotos im Netz? Ja, bitte.“ geliefert, denn es ist nur einleuchtend, dass Kinder Teil der Gesellschaft sind und das Netz als Abbild der Gesellschaft natürlich auch Familien mit Kindern repräsentieren sollte.

Marcus hält das auch für einen sehr wichtigen Punkt, ist allerdings bei dem Thema eher zurückhaltend. Für ihn spielt eine große Rolle, dass dadurch eine Datenverarbeitung und möglicherweise Identifizierung mit unvorhergesehenen Konsequenzen erfolgen könnte, wie es zum Beispiel gerade der Clearview-Skandal zeigt.

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Marcus Richter

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#nur30min S01E08 Wie schütze ich meine Kinder vor Internetpornografie

Das Thema Pornografie ist u.a. so schwierig zu bearbeiten, weil Pornografie in unserer Gesellschaft mit einem Tabu behaftet ist. Das liegt u.a. daran, dass Pornografie in engem Zusammenhang mit Selbstbefriedigung steht und die führt bei aller Aufgeklärtheit zu anderen Sexthemen in den Medien immer noch ein Schattendasein. Das als Anmerkung vorweg. Wer mehr darüber und über die Geschichte von Pornografie hören möchte, dem sei die Folge „Pornografie“ im Medially-Podcast empfohlen.

Wir gehen im Podcast auf drei Altersstufen ein.

Zum einen beleuchten wir die Zeit vor der Pubertät, dann die Pubertät bis zum 18. Lebensjahr und dann die Zeit danach. In der Pornografie überhaupt erst erlaubt ist:

Denn grundsätzlich ist es verboten, Jugendlichen unter 18 Jahren pornografisches Material zugänglich zu machen. D.h. auch dass die Verbreitung von Pornografie über das Internet verboten ist, solange der Anbieter nicht sicherstellt, dass das Material ausschließlich Erwachsenen zugänglich gemacht wird. Eine Altersprüfung ist vorgeschrieben. Wie ihr sicherlich schon gemerkt habt, halten sich die meisten Anbieter nicht daran, oder man klickt einfach ohne weitere Prüfung „Ja, ich bin 18 Jahre alt” an.

Theoretisch dürften unter 18-Jährige also keine pornografischen Inhalte sehen. Doch aktuellen Studien zufolge hat fast die Hälfte der 14- bis 20-Jährigen bereits Pornografie gesehen; bei den 14- und 15-Jährigen ist es auch schon ein Drittel. Dabei kommt rund die Hälfte dieser Kontakte mit Pornografie ungewollt bzw. versehentlich zustande.

Damit wir wissen, worüber wir sprechen, schauen wir uns die Definition von Pornografie laut Bundesgerichtshof an:

„Als pornografisch ist eine Darstellung anzusehen, wenn sie unter Ausklammerung aller sonstigen menschlichen Bezüge sexuelle Vorgänge in grob aufdringlicher, anreißerischer Weise in den Vordergrund rückt und ihre Gesamttendenz ausschließlich oder überwiegend auf das lüsterne Interesse des Betrachters an sexuellen Dingen abzielt“.

Nimmt man diese Definition und führt sich vor Augen, dass Jugendliche relativ früh und dann auch ungewollt mit Pornografie in Verbindung kommen, ist vielleicht verständlich dass Eltern sich an dieser Stelle sorgen.

Es ist deswegen wichtig zu wissen:

  • Studien zeigen, dass je aufgeklärter Kinder und Jugendliche sind, desto weniger interessieren sie sich für Pornos.
  • Es gibt sogar Studien die zeigen, je aufgeklärter Jugendliche sind, desto später haben sie Sex.

Die meisten Kinder sind bis zur Pubertät Kinder streng genommen gar nicht an Pornos interessiert – und danach versuchen sie in Pornos unter anderem Antworten auf ihre Fragen über Sexualität zu finden.

Daraus lässt sich ableiten, dass eine gute sexuelle Aufklärung dabei hilft, dass Kinder nicht schon in einem Alter, in dem ihnen der gesamte Kontext in Sachen Sex fehlt, auf pornografische Inhalte stoßen, die sie ggf. verstören.

Kinder frühzeitig aufklären

Der ultimativen Elternhack lautet deswegen: Kauft zahlreiche altersgemäße Aufklärungsbücher und stellt sie in euer Bücherregal. Macht den Kindern Gesprächsangebote, aber lasst sie ihre Fragen auch selbst erkunden. Unsere Empfehlungen lauten:

Unterstützt dabei die schulische Sexualaufklärung, die v.a. erläutert wie man sich fortpflanzt (bzw. wie man diese Fortpflanzung verhindert). Wichtig wäre das Spektrum zu weiten und darauf zu kommen, dass Sex nicht mit heteronormativen Penetrationssex gleichzusetzen ist.

Einen sehr gelungenen Einstieg bietet das Buch „Wie sag ich’s meinem Kind?” von Katja Grach, das es als kostenlosen Download auf ihrer Website tiefdurchatmen.com gibt. Katja Grach schreibt da: „Erwachsene vergessen auch leicht und gerne bei ihrer Erklärungsnot, dass Sex generell viel viel mehr als ein Penis in einer Vagina ist“ und „Wenn es um die Zeugung von Babys geht, erweist sich das zwar als recht praktisch, muss aber erstens nicht Teil von vorpubertären Aufklärungsgesprächen sein, und zweitens ist es nicht besonders hilfreich, wenn es das einzige Bild ist, das über Sexualität vermittelt wird. Googeln unsere Kiddies Sex, werden sie aber genau das finden: Genitalien, die aufeinander klatschen. Küssen ist nicht. Kuscheln ist nicht. Das kommt maximal in Hollywood-Liebesschnulzen vor, die ebenfalls fern von jeglicher Realität existieren. Aber genau DAS was hier fehlt, wäre eigentlich auch mal ganz wichtiger Gesprächsstoff.“

Ungewollt ist der Kontakt zu Pornografie allerdings auch auf anderem Weg: Ein Klassiker betrifft v.a. Jungs im Grundschulalter, die als eine Art Mutprobe oder Einschüchterungsversuch von älteren Jungs einfach Ausschnitte von Gewaltpornos auf dem Handy vor die Nase gehalten bekommen. Das ist in dem Alter doppelt problematisch und verstörend für die Betroffenen, weil Kinder, die noch nicht in der Pubertät sind, noch gar nicht  an Sexualität interessiert sind, und zum anderen natürlich aufgrund der Gewaltdarstellungen. Es fällt Kindern und Jugendlichen aber schwer, einem entsprechenden Gruppendruck standzuhalten und zu sagen: „Das möchte ich nicht sehen” und wegzugehen.

Kinder im Nein-Sagen bestärken

Weil wir das als Eltern nicht verhindern können, ist hier der Hebel Kinder im Nein-Sagen zu bestärken. Auf den Seiten des unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs sind wichtige Faktoren genannt, die Kinder vor sexuellen Missbrauch schützen, unter anderem: „Damit Kinder und Jugendliche ihr Unbehagen und ihre Abwehr bei sexuellem Missbrauch oder sexuellen Übergriffen ausdrücken können, sollten sie in ihrer Familie wie von betreuenden Fachkräften gelernt haben, dass Erwachsene nicht immer im Recht sind. Die Erfahrung, dass ihr Widerspruch, ihr Nein, nicht einfach übergangen wird und ihre Mitsprache Bedeutung hat, ist sehr wichtig.“ 

Kinder im Nein bestärken ist sicherlich eine der schwierigsten Aufgaben in der Erziehung. Denn der Alltag stellt und ja ständig auf die Probe.

Mit technischen Filtern Pornoseiten sperren

Wie sieht der Schutz aber bei jungen Kindern aus?

Wir empfehlen Kinder unter 8 nichts unbegleitet im Internet machen zu lassen (Ausnahme, ihr kennt die Inhalte schon und sie sind abgrenzbar, vgl. Folge 2 Darf ich YouTube?). 

Geht es nicht anders, halten wir es hier ausnahmsweise für vertretbar technische Filter zu aktivieren. Bei vielen Routern wie der FRITZ-Box geht das sogar recht einfach, indem für die Endgeräte, die die Kinder nutzen, ein Nutzerprofil erstellt und das BPjM-Modul aktiviert wird.

Das ist eine Liste jugendgefährdender Domains der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien, die ständig aktualisiert wird. Natürlich kann man beliebige Domains auch per Hand auf eine Blacklist setzen. Konsequenterweise muss dann aber auch das Smartphone entsprechend konfiguriert werden, denn das kann ja unabhängig vom WLAN aufs Internet zugreifen. Als nächstes müsste man Gastzugänge für fremde Geräte im Router einrichten und diese entsprechend filtern. Sonst können Kinder mithilfe der Endgeräte von Freund*innen auf die Seiten kommen, die sie nicht sehen sollen. Konsequenterweise müsstet ihr dann alle Eltern im Freundeskreis der Kinder überreden, das gleiche zu tun … Es zeigt sich auch hier, ganz so einfach lässt sich das Thema dann nicht mal bei den Kleinen mit Hilfe von Filtern lösen.

Am Ende Kinder vorbereiten, aufklären und begleiten

Deswegen bleiben wir bei begleiten und aufklären. 

Vor allem sollte man Kinder schlichtweg darauf vorbereiten, dass es Inhalte im Internet gibt, die verstörend wirken können. Ob nun in Form von Gewaltdarstellungen oder Pornografie. Es ist ein großer Unterschied, ob Kinder sich gezeichnete Aufklärungsbücher anschauen und eine bestimmte Fantasie zum Wort „Penis” haben oder ob sie explizite Darstellungen im Netz sehen. Macht den Kindern keine Panik, aber bereitet sie darauf vor, dass es verstörende und inadäquate Inhalte gibt, und macht ihnen klar, dass sie sich immer an euch wenden können.

Übt mit den Kindern wie sie Inhalte, die sie nicht sehen wollen, ausblenden können: Hand drauf, Gerät aufs Display legen, ausschalten, Erwachsene holen. Das sind wirklich Dinge, die man Kindern beibringen muss. Ein 5jähriger ist komplett überfordert, wenn er/sie einen entsprechenden Inhalt sieht und keinen Automatismus hat, was zu tun ist.

Bei älteren Kindern, also 14 aufwärts gehören zum Thema Porno noch ganz andere Themenkomplexe:

  • Erläutert, dass Standardpornografie ein verzerrtes Bild von Sexualität vermitteln kann – auch wenn der Titel des Videos behauptet, dass es sich um Amateuraufnahmen handelt.
  • Sprecht über die gängige Darstellung von Mann und Frau in Pornos: Frauen als reine Sexualobjekte, die entweder unterwürfig oder verdorben sind. Männer als dominante Leistungsbringer, die lediglich an Penetrationssex interessiert sind, die immer kommen können und das am liebsten ins Gesicht einer Frau.
  • Sogar beim Thema Pornos sind wir übrigens wieder beim Thema „Was nichts kostet, ist vermutlich nichts Gescheites“. In Bezug auf Kinder führt das sicherlich zu weit, aber auch bei Pornografie kann man grundsätzlich sagen: Wenn Pornos kostenlos sind, kann man vom Niveau nicht zu viel erwarten. Die guten Pornos kosten eben Geld. 
  • Was die Jugendlichen angeht, geht im Gespräch darauf ein, dass Sex immer nur im gegenseitigen Einvernehmen stattfinden sollte – was Pornos so nicht immer wiedergeben.
  • Lasst vielleicht auch durchscheinen, dass Sex grundsätzlich mehr umfasst als heteronormativer Penetrationssex. Lasst die älteren Jugendlichen am besten die Serie „Sex Education“ auf Netflix schauen, denn die zeigt zwar ein bisschen überzeichnet doch sehr vielfältig und bunt welche Facetten Sex haben kann.

Weiterführende Links:

  • Wollt ihr nach der Folge ein konkretes Beispiel zum Thema Aufklärung hören, empfehlen wir die Folge Aufklärung von „Mit Kindern Leben“.
  • Sehr interessant im Themenkomplex Pornografie ist auch die Folge PorNo und PorYes des Lila-Podcasts.

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In Folge 10 werden wir eure Fragen beantworten. Stellt sie uns per Mail kontakt@nur30min.de.

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#nur30min S01E07 Ist alles Sucht, was wir Sucht nennen?

Viele Eltern sorgen sich, dass ihre Kinder – insbesondere von Computerspielen – süchtig werden könnten. Heute gibt es Entwarnung: Denn nur in den seltensten Fällen geht es bei diesen Befürchtungen wirklich um Sucht.

Abgrenzung Sucht und exzessiver Gebrauch

Die „Computerspielsucht“ wurde 2019 in das ICD-11 aufgenommen. Das International Classification of Diseases ist ein Kategorisierungssystem für Krankheiten. Die ICD Schlüssel sind euch indirekt schon bekannt, ihr findet sie z.B. auf euren Krankschreibungen. In unserer Folge wollen wir Sucht von exzessiven Gebrauch bzw. Flow abgrenzen.

Um uns zu Beginn zu erden, schaue wir mal in die Studien. In denen ist von 1; 1,5; 3 manchmal sogar 5% Internetsüchtigen die Rede. Davon ist Computerspielsucht nur ein Teil. Maximal 5% sind nicht wenig, aber umgekehrt heißt es auch, dass Sucht für 95% kein Thema ist. Wobei, das müssen wir deutlich sagen, es nicht darum geht das Thema Sucht herunterzuspielen. Da wo es einen Verdacht auf Sucht gibt sollten Eltern immer aktiv werden. Zum einen bedeutet das, das Gespräch zu den Betroffenen zu suchen und ggf. professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Das geht zum Beispiel über den Fachverband für Medienabhängigkeit oder beim Online-Ambulanz-Service für Internetsüchtige

Eine weitere Randbemerkung: Die Aufnahme von Computerspielsucht in das ICD, wird unter Expert*innen nach wie vor heftig diskutiert. Kritiker*innen befürchten, dass es sich um kein eigenständiges Krankheitsbild handelt, sondern dass Computerspielsucht eher ein Symptom anderer Probleme wie Depressionen ist. Diese Vertauschung könnte Behandlung deutlich erschweren.

Uns geht es im Podcast darum, dass Sucht weder runtergespielt noch zur Panikmache verwendet wird. Wir bitten darum, im Sprachgebrauch – genau wie beim Mobbing – sensibel zu sein. Nicht jeder Streit ist Mobbing und so ist nicht jede durchgezockte Nacht mit Sucht gleichzusetzen.

Definition von Computerspielsucht laut ICD-11

Stellt sich die Frage, wann man überhaupt von Computerspielsucht sprechen kann.

Wenn anhaltend und wiederkehrend ein Spielverhalten beobachtet werden kann, bei dem die Häufigkeit, Intensität oder Dauer außer Kontrolle geraten ist. Es wird weitergespielt, obwohl das Spielverhalten bereits persönliche, familiäre, soziale, erzieherische, berufliche und/oder andere wichtige Lebensbereiche erheblich beeinträchtigt, und zwar seit mindestens zwölf Monaten.

Unabhängig von der genauen Suchtdefinition, gilt es sich zu kümmern, wenn es Leidensdruck gibt. Das gilt für die Kinder ebenso wie für die Erwachsenen, wenn sie das Gefühl haben, dass das Familienleben leidet.

Umgekehrt sollte der Begriff Sucht nicht missbraucht werden, um die Gruppe der Vielnutzer*innen, die keinen Leidensdruck verspüren und die keine langfristigen negativen Konsequenzen in ihrem Leben haben, zu pathologisieren. Es ist doch bemerkenswert, dass die  Autor*innen der Panikmache-Artikel eben nicht verlangen, dass Therapie-Programme oder gute und kostenlose Alternativfreizeitangebote für Jugendliche ausgebaut werden, sondern eher in der folgenden Art anklagen: „Kleinkind beim Tablett geparkt – wie verantwortungslos sind eigentlich Mütter?“ oder „Immer mehr Eltern beachten ihre Kinder am Spielplatz nicht uns starren stumpf in ihre Handys“

Probierkonsum, Impulskontrolle und Flow

Sucht kann leicht mit exzessiven Gebrauch verwechselt werden und da da sind wir wieder beim Thema Pubertät und Entwicklungsaufgaben. Denn die Pubertät ist eine Phase, in der gerne Neues ausprobiert wird. Die Jugendlichen können sich in bestimmten Tätigkeiten verlieren und probieren – teils exzessiv – Dinge aus. Der Psychologe Lukas Wagner nennt dieses jugendliche Verhalten „Probierkonsum” und weist darauf hin, dass dieser durchaus große Ausmaße annehmen kann. Alles Neue übt erst mal eine große Faszination auf Kinder und Jugendliche aus. In den meisten Fällen verwächst sich das Interesse aber wieder. 

Ein anderes (und dennoch ähnliches) Thema ist Vielkonsum bei viel jüngeren Kindern. Die haben ihre Fähigkeit zur Selbstregulation noch nicht ausbilden bzw. ausreichend trainieren können. Damit sie aber trainiert werden kann, sollte das Kind miteinbezogen werden. D.h. wenn die Eltern die Art und Dauer des Konsums alleine festlegen und dann das Gerät einfach ausschalten, hat das keinen Lerneffekt für die Kinder. Man sollte Kinder also altersgemäß mitentscheiden lassen. D.h. ich spreche mit dem Kind wann es überhaupt passt etwas zu tun. An einem regnerischen Tag nach der Kita, aber nicht an einem strahlenden Sonnentag, wenn man mit Freund*innen auf den Spielplatz gehen kann. Dann bespricht man den Rahmen „Eine Folge Dinotrain, die dauert 20 Minuten“ und dann ganz wichtig, bittet man die Kinder selbst Verantwortung zu übernehmen: „Dann machst du aus.“

In dem Alter ist es übrigens darüber hinaus wichtig, dass es einen abgeschlossenen Spannungsbogen beim Medienkonsum gibt. Es ist deswegen besser eine Folge einer altersgemäßen Serie zu schauen als einen längeren Film auf 2 Tage zu verteilen.

Rollt ihr schon mit den Augen? Natürlich klappt das mit den Vereinbarungen nicht immer. Aber das ist ja, was sich lernen nennt. Es gelingt nicht immer, aber durch Wiederholung gelingt es immer besser. Wichtig ist zu verstehen, dass man mit Kindern Strategien einüben muss, die es ihnen ermöglichen ihre Impulse zu kontrollieren.

Physiologisch hängt zusätzlich der Reifegrad des dorsolateralen präfrontalen Kortex an der Impulskontrolle. Zweijährige können sich einfach kaum regulieren, weil diese Struktur noch so wenig ausgereift ist. Mit Übung und Reifung funktioniert es dann immer besser und in der Pubertät, wenn das Gehirn wieder großflächig umgebaut wird, gerät so einiges wieder aus dem Gleichgewicht. Deswegen durchleben Kinder auf eine gewisse Weise in beiden Altersstufen eine Autonomiephase – nur eben mit anderen Themen.

Zur Beruhigung: der präfrontale Cortex ist die Struktur im menschlichen Hirn, die am meisten Zeit für ihre Entwicklung braucht: bis zu 25 Jahre dauert es, bis er völlig ausgereift ist. Ein hilfreiches Eltern-Mantra lautet also: „Ah, da braucht der präfrontale Cortex noch ein bisschen Zeit, ohmmmm!“

Ein weiteres Phänomen, das Eltern vielleicht manchmal das Gefühl gibt, die Kinder seien süchtig, weil sie rechts und links gar nichts mehr wahrnehmen, nennt sich „Flow“.

Flow bezeichnet das als beglückend erlebte Gefühl eines mentalen Zustandes völliger Vertiefung und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit und zwar weil es ein Gleichgewicht zwischen Herausforderung und Können gibt. Computerspiele können genau diesen Punkt supergut treffen. Plus: Kinder kommen noch viel leichter in einen Flowzustand als Erwachsene.

Befinden sich Kinder im Flowzustand, geht der präfrontale Cortex in den Ruhezustand. Deswegen springen Kinder (Menschen allgemein) nicht so gerne auf wenn sie in etwas vertieft sind und zum Essen gerufen werden. Der Ruf wird erstmal einfach unter „unerwünschte Störung“ verbucht und die Gefühle fließen ungehindert. Das is der Grund warum manche Kinder aggressiv reagieren, wen man sie trotz genauem Aushandeln der Konditionen bittet das Spiel zu unterbrechen. Ein Elternhack an der Stelle ist es übrigens nicht selbst zu rufen, sondern das Kind einen Wecker stellen zu lassen, wenn die Spielzeit vorbei ist und das Abendessen ansteht. Da wird dann der Wecker angehatet. (Jedenfalls das 1. Mal. Wenn das Kind trotz klingelndem Wecker nicht kommt, muss man ja doch wieder selbst ran.)

Falls ihr euch jetzt fragt, wieso die eigentliche Sucht gar nicht Schwerpunktthema dieser Folge war: Uns war es viel wichtiger, auf die Fälle einzugehen, die fälschlicherweise für Sucht gehalten werden, jedoch andere Gründe haben. Helfen diese Erklärungen alle nichts und ihr habt das Gefühl, dass euer Kind eben doch zu den 5% Betroffenen gehört, oder denkt ihr einfach nur, dass Computerspiele oder die Medienzeiten im Allgemeinen ein so ungesundes Maß angenommen haben, dass euer Familienalltag gestört wird, wendet euch bitte an die von uns genannten Beratungsstellen.


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#nur30min S01E06 Zankapfel Computerspiele

Computerspiele als Freizeitgestaltung sehen viele Eltern als Problem

Laut JIM-Studie 2018 spielen 43 Prozent der Mädchen und 73 Prozent der Jungs zwischen 12 und 19 Jahren täglich oder mehrmals pro Woche digitale Spiele. Damit ist klar: digitale Spiele stellen einen wichtigen Teil der kindlichen bzw. jugendlichen Freizeitgestaltung dar.

Deutschlandweit liegt das Durchschnittsalter der Spieler*innen bei 36,1 Jahren. Die Gruppe der 50jährigen bildet mit 28 % den größten Teil. Dennoch haben Computerspiele ein schlechtes Image und es gibt nach wie vor viele Eltern, die sich sorgen, wenn ihre Kinder Computerspiele spielen wollen. In Folge 6 stellen wir also die Frage: Gibt es gute und schlechte Computerspiele und wenn ja, wie kann man sie unterscheiden?

Wenn es darum geht, sich einen Eindruck zu verschaffen, ob das Kind ein bestimmtes Spiel spielen kann, wird oft empfohlen, man solle es selbst spielen. Einen Tipp, den zumindest Patricia als Nicht-Spielerin für völligen Unsinn hält. Von Fortnite und anderen Spielen kann man sich ohne gewisse Spiel (bzw. Controller)-Kenntnisse keinen Eindruck machen, weil man völlig orientierungslos umher irrt und/oder in zehn Sekunden tot ist. Spiele wie „The Witcher“ mit mehreren hundert Spielstunden sind ebenso utopisch. Was aber sind die Alternativen?

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#nur30min S01E05 NetSlop ist der neue heiße Scheiß!

Das Kind will einen Account bei NetSlop. Aber was ist das?

Keine Angst, ihr habt nichts verpasst – es gibt NOCH kein NetSlop – aber wir wollen heute mit euch darüber sprechen, wie man mit neuen Phänomenen umgeht, die einen früher oder später ereilen. Denn es wird vorkommen, dass die Kinder etwas kennen (und dort einen Account wollen) und wir Eltern haben noch nie davon gehört.  Deswegen beschäftigen wir uns heute mit der Frage: Wie können wir uns ein Urteil über Phänomene oder Plattformen bilden ohne selbst Teil davon zu sein?

NetSlop? Was ist das und darf ich es erlauben?

So könnt ihr euch ein Urteil bilden:

  • Sammelt Informationen über das Netzwerk

Sucht in einer Suchmaschine nach Artikeln über das Netzwerk und lest drei bis vier Artikel dazu. Alarmismus sei Dank sind gängige Gefahren und Probleme in der Regel medial gut zusammengefasst. 

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#nur30min S01E04 Cyber-Mobbing

Mobbing ist auch im Internet ein Riesenproblem

Das Wort „Mobbing“ wird oft inflationär genutzt. Dafür wollen wir sensibilisieren, denn Mobbing ist ein schwerwiegendes Problem. Expert*innen schätzen, dass 20% aller Suizide im Kinder- und Jugendalter mit Mobbing zu tun haben. Bezeichnet deswegen nicht jeden Streit oder eine einzelne Beleidigung mit „Mobbing“.

Von Mobbing spricht man, wenn Personen über einen längeren Zeitraum wiederholt beleidigt, bedroht, bloßgestelltoder belästigt werden. Meist gibt es ein Macht-Ungleichgewicht zwischen Opfer und Täter*innen (in der Regel sind es mehrere). 
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#nur30min S01E03 Hat da jemand WhatsApp gesagt?

ORRRR? Diese WhatsApp-Nachrichten nerven voll!

95% der 12 bis 19jährigen nutzen WhatsApp. In Zahlen heisst das, dass weltweit 1,5 Mrd Menschen WhatsApp nutzen. In Deutschland sind es immerhin noch unfassbare 40 Mio. Dieses Monopol ist diesmal für uns ein Grund nicht nur über WhatsApp sondern eben auch die Alternativen zu sprechen.

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#nur30min S01E02 Darf ich YouTube?

OMG? Das Kind will andauernd YouTube schauen, was jetzt?

Auch die Erwachsenen kennen YouTube, aber irgendwie ist da alles furchtbar, oder? Nicht wirklich, ihr ahnt es. Denn selbst wenn es ab einem bestimmten Alter schick zu sein scheint YouTube zu bashen, so gibt es doch ziemlich viele Gründe, warum YouTube gut ist und weswegen YouTube für viele Kinder und Jugendliche wichtig ist.

Photo von NordWood Themes auf Unsplash

Zur Einordnung einige Zahlen vorweg. Wir sprechen heute nur über YouTube und nicht über Videoplattformen allgemein, weil YouTube mehr als 80% Marktanteil hält. Die restlichen 20% teilen sich Vimeo, Twitch TV und Clipfish.

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